Der Wolf im Schafspelz - Oxigen Basic von U-Turn



Oxigen Basic 6.5 in Bruchsal auf der Wiese.
Nachdem ich schon sehr oft über die Oxigen Basic von U-Turn ausgefragt worden bin, habe ich mich entschlossen, mal einen Erfahrungsbericht zusammen zu stellen.

Ich habe die 2.5er, 4.0er, 6.5er und 7.8er in der Basic Version.

Verarbeitung:
Die Verarbeitungs- qualität ist ganz oben anzusiedeln. Nähte sind perfekt. Tuch ist bei der Basic-Version nicht das allerbeste, aber auch ok. Die Waage ist ein Traum, die mit Sicherheit allem Stand hält, was der Schirm verkraftet. Es handelt sich um eine sehr solide, teilummantelte Waage, welche ich noch nie zum Verheddern gebracht habe. Auch wie es bei der Buster sehr beliebt ist, dass sich eine Waageschnur um den Anlenkknoten legt, gibt es bei der Oxigen nicht. Die Oxigen wird mit Powerrings ausgeliefert, welche notwendig sind, um ein gutes Flugverhalten zu gewährleisten. Ohne diese wird der Schirm ziemlich lahm.
Kleine Details wie Dirtouts an den seitlichen Kammern (zum Sand ausleeren) und ein Klettverschluss in der Mitte der Leitkante zum Aufräumen der Waage runden das Bild ab.

Ab an den Himmel:
Das Startverhalten der Oxigen Basic ist etwas gewöhnungsbedürftig. Bei allen Größen hat man zunächst den Eindruck, dass sie nicht so recht hoch will. Nach den ersten paar Metern bleibt sie einfach stehen und fällt wieder herunter. Da gibt es nur eine Lösung: einmal kräftig anziehen und sofort die Matte einlenken, so dass sie seitlich Strömung aufnimmt. Dann nach oben lenken, und der Spaß kann losgehen. Das Flugverhalten.
Einmal im Zenit angekommen steht die Oxigen Basic wie eine eins am Himmel. Überschießen ist ein Fremdwort, vorausgesetzt, sie ist ordentlich getrimmt. Sehr drehfreudig geht sie ans Werk, entwickelt für den ungeübten enorme Zugkraft und hebt einen gerne mal von den Füßen. Das Landen ist ein Kinderspiel, ein leichter Zug an den Bremsen und schon begibt sich die Oxigen Basic stabil im Rückwärtsflug nach unten, ohne seitlich weg zu kippen.


Oxigen Basic 4.0 in Malmsheim.
Also, ab in den Buggy.
Nur bei zu wenig Wind muß man befürchten, dass die Oxigen beim Einsteigen vom Himmel fällt. Ist der Wind etwas kräftiger, steht die Matte stabil über einem, wenn man sich in den Buggy setzt. Überpowert hatte ich auch schon Schwierigkeiten, überhaupt platz zu nehmen. Eine Welle vorwärts, und die Fahrt kann losgehen. Der erste Loop enthüllt das wahre Potential der Oxigen. Mit brachialer Gewalt reißt sie am Trapez und es wird anstrengend, die Kraft mit den Füßen auf den Buggy zu bekommen. Belohnt wird die Mühe mit enormem Vortrieb. Die Oxigen will bewegt werden, einfach nur müde vor einem stehen macht sie nur mit, wenn man etwas zu viel Wind für die jeweilige Mattengröße zur Verfügung hat. Besonders im Binnenland hat die Oxigen beim Buggy fahren nichts im Zenit verloren, weil einen da die eine oder andere Böe schon mal vom fahrbaren Untersatz trennen kann. Auch schluckt die Oxigen keine Böen weg, sondern lässt sie den Piloten unmissverständlich spüren. Luftlöcher können sogar dazu führen, dass die Matte unvermittelt in der Luft stehen bleibt. Hier hilft nur noch ein beherztes Lenkmanöver, um wieder Strömung aufzubauen. Der Seitenzug ist gering, willig wird jeder Windhauch in Vortrieb umgesetzt. Das klassische Bonbon ist der Oxigen nahezu unbekannt, ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich meine Matten im letzen Jahr eingedreht hätten.Der Kreuzkurs ist kein Problem, auch hart am Limit liefert die Oxigen noch genug Kraft, um sich gegen den Wind vorzuarbeiten.

Die 2.55er ist super agil und schnell, macht bei einem 5er Wind schon so viel Druck, daß man damit auf über 50 km/h kommt. Meine persönliche lieblingsmatte, die zum Buggy fahren in einem Windbereich von 4-6 BFT zuhause ist. Wo andere Piloten schon längst eine größere Matte ausgepackt haben, zeigt die kleine Oxigen noch immer, dass sie eine deutliche Tendenz in Richtung Hochleister hat.

Mit der 4.0er ist dann Schluss mit lustig, bei vier Windstärken grenzt es schon an Arbeit, in den Buggy zu kommen. Zwar bin ich sie schon bei 5 BFT gefahren, aber gerade im Binnenland sollte man sehr genau wissen, was man sich mit dieser Größe noch zutrauen kann. Auch diese Größe verlangt noch viel Bewegung, ist zwar schon etwas langsamer, als die 2.55er, aber immer noch sehr drehfreudig.

Die 6.5er ist die klassische 3BFT Matte. Man merkt ihr die Größe an. Mit langen Handles – ich fliege sie mit 47 cm – kann man sie ganz ordentlich in den Griff bekommen. Ab vier Windstärken bekomme ich Respekt. Hier macht sich der mächtige Lift sehr stark bemerkbar. Diese Größe ist ideal zum springen geeignet und trägt einen sicher ohne zu klappen einige Meter durch die Luft.


Oxigen Basic 7,8 - der Traktor in Ouddorp am Strand.
Die 7.8er ist ein Traktor, ich zog sie das erste Mal hoch und war sofort mit ihr befreundet. Trotz der Größe ist sie noch erstaunlich drehfreudig und kann problemlos in großen Loops geflogen werden. Auch wenn man den Eindruck hat, es sei nur ein laues Lüftchen, steigt die 7.8er behäbig aber stetig nach oben und wartet dort geduldig, bis man in seinem Buggy Platz genommen hat. Zwischen 1-2 Windstärken ist das Revier dieses gemütlichen Riesen. Und wenn die Kollegen maulen, es sei zu wenig Wind, dreht man immer noch mit Ihr schöne Runden.

Empfehlung für die Leinenlänge: Ich fliege im Binnenland mit 25m Cyclone Extreme und habe damit auch am Meer sehr gute Erfahrungen gemacht. Noch ein Wort zum Powerkiten und Jumpen: Da die Oxigen fast nie überschießt und sehr stabil im Zenit steht, ist jumpen damit eine richtige Freude. Die Flugphase ist sehr stabil, ich habe mir noch keinen blauen Fleck damit geholt.

Fazit: Die Oxigen Basic ist ein Intermediate mit kräftiger Tendenz zum Hochleister. Für den Anfänger nicht die richtige Matte, da sie einfach zu teuer ist, um damit die ersten Abstürze zu machen. Für den Fortgeschrittenen ein Schirm mit großem Potential, die sich fast nur die Vorteile von den Hochleistern abgeschaut hat. Auch wenn die Startphase etwas gewöhnungsbedürftig ist, wird man durch die Leistung des Schirmes vollständig entlohnt. Einsatzgebiet ist ganz klar der Buggy, aber auch zum Springen sind die Größen ab 5qm geeignet.